Rhein-Sieg/Bonn: Über zwei Jahre Corona, ausufernde Regulatorik, rasant fortschreitende Digitalisierung und eine nun bereits seit vielen Jahren anhaltende Niedrig- bzw. Nullzinsphase haben in der Bankenbranche zu tiefgreifenden Veränderungen geführt. Diesen zu trotzen erfordert erhöhte Anforderungen an alle Bereiche der Bank.
„Vor zwölf Monaten hätten wir uns nicht vorstellen können, dass wir in unseren Räumlichkeiten eine Impfstation für unsere Mitarbeitenden und deren Familienangehörige aufbauen, dass über die Hälfte der Beschäftigten über einen mobilen Arbeitsplatz verfügen und dass wir uns mit großen Schritten auf die Umsetzung unserer Fusion zu bewegen“, resümmierten Holger Hürten, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Rhein-Sieg und Rainer Jenniches, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Bonn.
„Dass es uns trotz all dieser außerordentlichen Herausforderungen in beiden Häusern gelungen ist, ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis zu erwirtschaften, macht uns stolz und zeigt das hohe Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, freuten sich die Vorstandsvorsitzenden. Dazu gehört auch das uneingeschränkte Bekenntnis zur genossenschaftlichen Idee. Dass diese Idee auch Zustimmung in der Kundschaft findet, unterstreichen 2.471 neue Bankteilhaber. Saldiert umfasst die genossenschaftliche Familie beider Häuser 68.481 Mitglieder.
Aktuell laufen die Vorbereitungen zur Fusion auf Hochtouren. Bevor zwei Häuser ihr Zahlenwerk zusammenlegen können, müssen tausende von Aufgaben erledigt werden. Neben den Zahlen geht es aber auch um strategische Abstimmungen, gemeinsame Vertriebsplanungen, den neuen werblichen Auftritt und vieles mehr. „Dies fordert unsere Mitarbeitenden sehr stark“, weiß Holger Hürten. „Aber leider führt kein Weg daran vorbei. Die gute Vorarbeit wird dafür sorgen, dass alle Kundinnen und Kunden bestens informiert und vorbereitet in unsere neue
VR-Bank Bonn Rhein-Sieg starten. Rechnerisch betrachtet sind wir aber seit 1.1.2022 schon ein Haus, was uns dazu veranlasst hat, bereits kumulierte Bilanzzahlen zu präsentieren“, erläutert Hürten.
Bilanzzahlen im Überblick
Die Bilanzsumme erhöhte sich um 8,3 Prozent von 3,989 Milliarden Euro 2020 auf 4,319 Milliarden Euro 2021.
Die Gesamtausleihungen an die Privat- und Firmenkunden der Bank stiegen um 9,1 Prozent auf 3,257 Milliarden Euro (2020: 2,985 Mrd. €). Verstärkte Nachfrage kam insbesondere aus dem Firmenkundensegment.
Das Geldvermögen in Deutschland wächst und wächst. Das zeigen auch die Zahlen der VR-Bank Rhein-Sieg und der VR-Bank Bonn. Per 31.12.2021 weisen die Bilanzen Kundeneinlagen von 3,562 Milliarden Euro aus (2020: 3,174 Mrd. €). Dies entspricht einer Steigerung von 12,2 Prozent.
Gute Ertragslage
Die Ertragslage der Bank ist nach wie vor gut. Mit einem Jahresüberschuss von 8,772 Millionen Euro (2020: 8,515 Mio. €) ist die neue Bank solide und zukunftssicher aufgestellt.
Der Zinsüberschuss konnte auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden und belief sich auf 65,2 Millionen Euro (2020: 64,0 Mio. €). „Das Wachstum des Provisionsergebnisses um 12,1 Prozent von 25,9 Millionen auf 29,1 Millionen Euro zum Jahresultimo ist überaus erfreulich, da es zu einer unverzichtbaren Einnahmequelle für Banken geworden ist“, erklärte Andre Schmeis, Vorstandsmitglied der VR-Bank Rhein-Sieg.
Weiter stabilisieren konnten sich die Verwaltungsaufwendungen, was vom guten Kostenmanagement der Banken zeugt. Nach Aufwendungen in 2020 von 56,2 Millionen Euro waren es im Berichtsjahr 55,7 Millionen Euro. Dies unterstreicht auch die Cost-Income-Ratio, die sich auf 61,1 Prozent verbessert hat.
„Vor Bewertung erwirtschafteten wir ein Betriebsergebnis von 40,0 Millionen Euro (2020: 32,7 Mio. €)“, erläuterte Rainer Jenniches. „Somit sind wir mit dem betriebswirtschaftlichen Ergebnis der Bank mehr als zufrieden.“
Kundeneinlagen
Das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland wächst von Jahr zu Jahr. Die Pandemie hat darüber hinaus dazu geführt, dass die Deutschen noch sparsamer geworden sind. Vielfach wird das Geld auf Tagesgeldkonten geparkt, was für die Vermögensbildung aufgrund der Nullzinspolitik wenig förderlich ist.
So auch bei den beiden Genossenschaftsbanken, bei denen sich der Bestand der täglich fälligen Einlagen um 17,2 Prozent von 2,378 Milliarden Euro auf 2,788 Milliarden Euro erhöhte. Befristete Einlagen reduzierten sich um weitere 25,2 Prozent auf 80,4 Millionen Euro. Der Bestand der Spareinlagen erhöhte sich leicht von 688,3 Millionen Euro auf 693,1 Millionen Euro.
Kreditgeschäft
Die VR-Bank Rhein-Sieg und die VR-Bank Bonn erwiesen sich auch in schwierigen Zeiten als zuverlässiger Partner. „Wir sind da, wenn es um passgenaue Lösungen für unsere Privat- und Firmenkunden geht", sagte Ralf Löbach, Vorstandsmitglied der VR-Bank Rhein-Sieg. "Vor allem der Mittelstand hat sich in der Coronakrise als robust erwiesen sowie als Motor der einsetzenden wirtschaftlichen Erholungsphase", so Löbach weiter. Im Projektgeschäft mit Immobilien wuchsen die Banken besonders stark. Trotz anhaltender Unsicherheiten über den weiteren Pandemieverlauf spielten Kreditrisiken eine untergeordnete Rolle und werden auch weiterhin als niedrig und gut beherrschbar eingeschätzt.
Als weiterer Baustein wurde die Crowdinvesting-Plattform VR-Crowd in die Angebotspalette neu aufgenommen. Diese ermöglicht Anlegerinnen und Anlegern durch eine „Schwarmfinanzierung“ in attraktive und renditestarke Projekte und Unternehmen der Region zu investieren und hierdurch einen Beitrag zu deren Realisierung zu leisten. In diesem Februar ging das erste Projekt der VR-Bank Rhein-Sieg an den Start.
Insgesamt genehmigten die Firmenbanken der VR-Bank Rhein-Sieg und der VR-Bank Bonn Darlehen in Höhe von 577,6 Millionen Euro, ein Plus von 16,2 Prozent, die hauptsächlich in Immobilienfinanzierungen flossen.
„Der plötzliche Stopp bei Fördermitteln für energetisches Bauen aufgrund der Budgetauslastung beim Bund kam für uns alle überraschend. Auch wenn Minister Habeck das sofortige Aussetzen noch einmal korrigiert hat und bereits eingereichte Anträge Berücksichtigung finden, ist dieser Schritt vor dem Hintergrund der dringend notwendigen CO²-Reduktion nicht förderlich“, erläuterte Ralf Löbach.
Nach wie vor verfügen viele Firmenkunden über hohe Liquidität, sodass die Kontokorrentlinien weiter rückläufig waren.
Bauwillige kämpfen an allen Fronten
Bauen gestaltet sich in diesen Zeiten als fast nicht mehr planbar: Explodierende Baustoffpreise, Handwerkermangel, hohe Handwerkerkosten, Lieferengpässe und vieles mehr führt dazu, dass sich Bauvorhaben oftmals verlängern. Kauft man eine Immobilie sind auch hier die Kosten in teilweise ungeahnte Höhen geschnellt. Daher wird die Ausstattung mit Eigenkapital immer wichtiger. Sich langsam andeutende Zinserhöhungen in den längeren Zinsbindungszeiträumen zeichnen sich außerdem ab.
808 neue Baufinanzierungsdarlehen sowie Prolongationen mit einem Volumen von insgesamt circa 228,0 Millionen Euro konnten die VR-Banken per 31.12.2021 bilanzieren.
Rechnet man das Vermittlungsgeschäft an verbundeigene Hypothekenbanken und an die KfW mit ein, bewilligte der Fachbereich Darlehen von fast 300 Millionen Euro.
Immobilien GmbH mit neuem Geschäftsführer
Wer kann sich heute überhaupt noch eine Immobilie leisten? Die Schere derer, die Immobilieneigentum erwerben können und derer, die keinen Zugang mehr zu Eigentum bekommen, wird immer größer. Der Markt scheint wie leergefegt und die Preise entsprechen oftmals nicht mehr dem tatsächlichen Wert des Objektes.
2021 belief sich der Umsatz der beiden Immobilien Tochterunternehmen auf 2,044 Millionen Euro. 157 Objekte konnten vermittelt werden. Auch die Immobilientöchter der beiden Banken werden im Jahr 2022 zusammengeführt. Um dieses zu organisieren und das Geschäft auf noch breitere Füße stellen zu können, verantwortet neben dem bisherigen Geschäftsführer Christian Seigerschmidt seit 1.1.2022 Ralf Scheidt als neuer Geschäftsführer die VR-Bank Rhein-Sieg Immobilen GmbH.
Junge Generation entdeckt die Börse
Es war ein turbulentes Jahr an den Finanzmärkten und aus Anlegersicht ein sehr erfolgreiches Jahr. Der DAX ist größer geworden: Er ist von 30 auf 40 Unternehmen angewachsen und beendet den Handel mit 15.885 Punkten (2020: 13.720). Auf Jahressicht gesehen ist das ein Plus von knapp 16 Prozent.
Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch bei der Erhöhung des Wertpapierbestandes der VR-Bank Rhein-Sieg und der VR-Bank Bonn wider, die noch einmal deutlich höher ausfiel als der Markt es hergab. Der Gesamtbestand des Wertpapiergeschäftes steigerte sich um sehr beachtliche 22,2 Prozent von 997,0 Millionen Euro auf 1,219 Milliarden Euro. Die Anzahl der in den Genossenschaftsbanken und bei der Union Investment angelegten Depotkonten liegt bei 5.138.
„Immer mehr unserer Kunden investieren in Wertpapiere, wobei die Investmentfonds, die professionell von Fondsmanagern des Verbundpartners Union Investment gemanagt werden, der Renner sind. Rentenpapiere spielen nur noch eine untergeordnete Rolle“, so Vorstandsmitglied Martin Ließem von der VR-Bank Bonn. Das monatliche Sparen in einen Fondssparplan ist sehr gefragt und auch deshalb sehr attraktiv, weil es schon ab einer Sparrate von 25 Euro monatlich möglich ist. So entdecken auch immer mehr junge Menschen diese Möglichkeit des Vermögensaufbaus.
Kunden mit höheren Vermögen schätzen die Möglichkeit, ihre Wertpapieranlagen durch die eigene Vermögensverwaltung der VR-Bank Rhein-Sieg managen zu lassen. Der Bestand wuchs in diesem Segment um 20 Millionen Euro auf nun 50 Millionen Euro an.
Kräftiges Wachstum beim Gesamtkundenvolumen
Um 10,9 Prozent von 8,630 Milliarden auf 9,573 Milliarden Euro ist das Gesamtkundenvolumen der VR-Banken im Berichtsjahr angestiegen. „Dies ist ein Indiz für die gute Zusammenarbeit mit den Partnern der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Denn diese ermöglichen es, dass wir uns am Markt als Allfinanzanbieter aufstellen können, erläuterte Vorstandsmitglied Martin Ließem.
An die Bausparkasse Schwäbisch Hall vermittelten die Genossenschaftsbanken 1.191 Bausparverträge (2020: 1.283) mit einem Bausparvolumen von 73,6 Millionen Euro (2020: 69,3 Mio. €). 1.364 neue Lebensversicherungsverträge (2020: 1.364) mit einer Versicherungssumme von 20,7 Millionen Euro (2020: 16,2 Mio. €) wurden bei der R+V Versicherungsgruppe abgeschlossen. Liquiditätsengpässe wurden durch 2.333 Wunschkredit- oder easyCredit-Neuverträge (2020: 2.377) geschlossen. Das Volumen war mit 18,9 Millionen Euro (2020: 19,9 Mio. €) leicht rückläufig.
Digitalisierung schreitet voran
„In allen Bereichen der Bank prüfen wir die Möglichkeit durch Digitalisierung Prozesse zu optimieren. Besonders deutlich wird dies beim Online-Banking. Einerseits steigt die Anzahl der Kundinnen und Kunden, die diese bequeme Form des Bankings für sich entdecken stetig, vielfach als mobile Variante. Andererseits bietet die Bank immer mehr digitale Leistungen an, wie beispielsweise ‚MeinInvest‘. Hier können Kunden eigenständig fondsbasierte Anlagelösungen mittels eines Robo-Advisers abschließen“, erklärte Holger Hürten. Ebenso können ein Depot online eingerichtet werden, ein Dispokredit angelegt oder Gewinnsparlose eigenständig gekauft werden.
Von den fast 156.000 Kundinnen und Kunden der VR-Banken sind mittlerweile 57.285 Online-Kunden. Diese verfügen über 92.042 Online-Konten. Davon nutzen circa 43 Prozent außerdem die VR-Banking-App.
Geldkreislauf
Das Bezahlen mit Plastikgeld ist mittlerweile sogar in Deutschland weit verbreitet. Hier fungierte Corona als deutlicher Beschleuniger. Immer mehr Kunden setzen dabei auch auf digitale Karten, wie Apple Pay oder die digitale girocard. Über 115.670 girocards sowie 25.022 Kreditkarten und ungefähr 6.000 digitale Karten ermöglichen das problemlose bargeldlose Bezahlen.
Die Versorgung mit Bargeld erfolgt nach wie vor über Geldautomaten, aber immer mehr auch über den Einzelhandeln, Baumärkte und Tankstellen. 200 Euro einfach beim Wochenendeinkauf an der Supermarktkasse abheben, wird nach und nach zur Normalität.
Aufgrund dessen, aber auch aus Sicherheitsgründen, reduzierten die VR-Banken die Anzahl ihrer Geldautomaten von 80 auf 70 Maschinen.
Konzentrationsprozess im Geschäftsstellennetz hält an
In jeder Stadt oder Gemeinde, in denen die VR-Banken präsent sind, verfügen sie über ein Regionalcenter. Neu hinzugekommen ist 2021 das Regionalcenter in Neunkirchen. In Mondorf eröffnete die VR-Bank Rhein-Sieg im November ein komplett renoviertes und modernisiertes Regionalcenter, das keinerlei Wünsche an eine moderne Bank offenlässt. In allen Regionalcentern sind neben dem normalen Geschäftsstellenbetrieb Spezialisten aus den Fachbereichen Vermögensberatung, Baufinanzierung und Kleingewerbe angesiedelt.
„Der Konzentrationsprozess wird 2022 fortgesetzt. Die schwierigen Rahmenbedingungen, die rasant fortschreitende Digitalisierung verbunden mit geändertem Kundenverhalten sowie der Kostendruck machen dies erforderlich“, so der Vorstandschef Holger Hürten.
Sozialbilanz – Zeichen unserer Nachhaltigkeit
VR-Banken zählen zu den großen Arbeitgebern
„Zum Jahresende 2021 beschäftigten unsere beiden Häuser 513 (2020: 524) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Anzahl der Auszubildenden reduzierte sich von 31 auf 25. Damit gehört unsere künftige VR-Bank Bonn Rhein-Sieg zu den großen Arbeitgebern in der Region“, erläuterte Rainer Jenniches. Die Betriebszugehörigkeit liegt im Durchschnitt bei 18 Jahren. 190 Mitarbeitende nutzen die Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten.
2021 investierten die Banken 455.000 Euro (2020: 501.000 €) in die Weiterbildung der Beschäftigten.
Viele schaffen mehr
Auch in Coronazeiten haben die VR-Banken ihre soziale Verantwortung nicht aus dem Blick verloren. Besonders nach der Flutkatastrophe im Sommer zeigte sich die Solidarität der Menschen. „Über ein eigens eingerichtetes Crowdfundingprojekt sammelten wir über 345.000 Euro ein. Darin enthalten 80.000 Euro Co-Funding durch unsere beiden VR-Banken, die jede Spende bis 2.500 Euro verdoppelten, bis der Topf aufgebraucht war“ zeigten sich alle Vorstände beeindruckt über die Hilfsbereitschaft der Menschen. Weitere 17 Vereine nutzten 2021 die Möglichkeit über das Crowdfunding Projekte zu finanzieren. Dabei kamen fast 100.000 Euro an Spendengeldern zusammen, in denen noch einmal über 30.000 Euro Co-Funding enthalten waren.
Die Stiftung der VR-Bank Bonn, die künftig unter dem Namen Stiftung der VR-Bank Bonn Rhein-Sieg auftreten wird, schüttete im 125-Jubiläumsjahr der Bank ebenfalls beeindruckende 54.000 Euro aus.
Das gesamte Spenden- und Sponsoringvolumen der beiden VR-Banken wurde trotz Corona und vieler nicht stattgefundener Veranstaltungen, die traditionell von den Banken gesponsert werden, mit 484.700 Euro (2020: 428.500 €) aufgrund vieler Spenden auf hohem Niveau gehalten.